Update 10.03.21: Bezüglich Qosay K. sind wir nach wie vor bestürzt und wütend. Wir werden uns nicht an Spekulationen beteiligen, die das Gedenken an ihn in den Dreck ziehen und davon ablenken, dass Qosay ohne den Polizeieinsatz höchstwahrscheinlich noch am Leben wäre. Außerdemrespektieren wir, dass die Situation für Angehörige jetzt extrem schwierig ist und ziehen unsere angedeutete Mobi für den 15.03. zurück.
Am 06.03 2021 stirbt Qosay Sadam Khalaf mit 19 Jahren, nachdem er von der Polizei festgenommen wurde und in Polizeigewahrsam war. Die Polizei spricht von einem „tragischen Unglücksfall“. Andere davon, man müsse erst die Obduktion abwarten.
Aber allein schon der Polizeibericht bringt Zweifel. Wie kann es sein, dass eine 19 Jährige Person nach dem sie gewaltsam von der Polizei abgeführt wurde, am Ende stirbt? Die Polizei spricht in ihrem Bericht, dass Qosay Sadam Khalaf medizinische Hilfe abgelehnt hätte. Die Schilderung des Freundes von Qosay Sadam Khalaf ergibt ein ganz anders Bild. So hat Qosay K. die ärztliche Notversorgung nicht abgelehnt, sondern die Santiäter*innen haben behauptet, er schauspielere.
Freund*innen von Qosay Sadam Khalaf gehen davon aus, dass er in der Polizeizelle zusammengeschlagen wurde. Und das nicht unbegründet. Mehrere Jugendliche berichteten, dass das schon Mal vor kommen kann.
„Wie wir alle Delmenhorster wissen, macht die Polizei mit den Jugedendlichen die sich gegen die Polizei währen folgendes, sie nehmen sie mit zur Wache sperren sie in eine Zelle ein und schlagen zu Fünft, Sechst oder auch Siebt ein.“
Wie kann es sein, dass solche Situationen Alltag sind? Dass Polizist*innen Menschen in Polizeigewahrsam zusammenschlagen? Ohne jegliche Konsequenzen. Allein das ist schon ein Skandal an sich. Aber das ist mehr als ein Skandal. Eine 19-jährige Person ist gestorben und das durch die ausführende Gewalt des Staates. Auch wenn die NWZ heute am 8.03.21 schreibt, dass nach dem Obduktionsbericht Qosay Sadam Khalaf nicht durch äußerliche Gewalteinwirkungen gestorben ist, bleiben zu viele Fragen offen.
In den letzten Jahre gab es zu viele „Einzelfälle“. Zu viel rassistische Polizeigewalt. Abstruse Diskussionen über eine unabhängige Studie in der Polizei. Es reicht! Tagtäglich geschehen rassistische Übergriffe und Morde. Als am 19.02.21 zu Hanau Gedenkorte in der ganzen Stadt aufgestellt wurden, waren unsere Ziele Aufklärung und Konsequenzen. Dass rassistische Morde nie wieder passieren.
Die Oldenburger Polizei übernimmt nun den Fall, heißt es am 07.03.21. Und auch das ist fraglich. Ein unabhängige Stelle, die das ganze kontrolliert, gibt es nicht. Einfach zu vertrauen, dass es eine neutrale Aufklärung in dem Todesfall geben wird, bezweifeln wir. Alleine schon die Tatsache, dass die Polizei Oldenburg im Gespräch mit Rechtsanwalt, Vater des Verstorbene und mit der, bei der Polizeikontrolle anwesenden Person, sagte, dass die Kameras bei der Polizei in Delmenhorst keine Aufzeichnungen machen würden, sondern nur eine 1 zu 1 Übertragung, macht uns fassungslos.
Es braucht eine unabhängige Aufklärung der Tat! Das rassistische Polizeiproblem ist nicht reformierbar!
An die Polizei Oldenburg, wir werden euch im Auge behalten. Wir haben nicht vergessen, dass die Polizei in Jever einfach einen Freifahrtschein bekommen hat, nachdem an einer Pinnwand ein Abzeichen der Hitlerjugend entdeckt worden ist. Oldenburgs Polizeipräsident Johann Kühme sah in diesem Vorfall natürlich keinen rechtsextremistischen Hintergrund. Auch das ein Polizist, der im Zusammengang mit NSU 2.0 nach Oldenburg versetzt wurde, wirft Fragen auf. Und nicht zuletzt, dass in der vergangen Woche 2 Polizeiwaffen und Munition eines SEK Beamten aus Oldenburg verschwunden sind und daraufhin vier SEK-Beamte vorerst nur versetzt worden sind, ist höchst alarmierend!
Ein Danke und solidarische Grüße geht an alle, die bisher über den Vorfall berichtet haben. Ohne eure Arbeit und Mut wäre ein kritische Auseinandersetzung mit der Tat im Sinne der Verstorbenen, der Angehörigen und Freund*innen nicht möglich. Um so wütender machen uns die rassistischen Hetzkommentare und Anzweiflungen. Wir haben nicht vergessen, dass Delmenhorst ein großes jahrelanges Naziproblem hat. Linke Gruppen und Stukturen haben das viel zu lange vernachlässigt. Erinnern wir uns, dass es im vergangen Jahr drei rassistische Brandanschläge im Bremer Umland gab. Wir müssen handeln! Arbeiten wir daran, dass Nazis keinen Ort, keinen Raum und keine Möglichkeit haben sich in irgendeiner Art und Weise wohl zu fühlen oder überhaupt eine Plattform zu bekommen.
Wir sind verdammt nochmal sauer! Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen und Freund*innen!
Wir erinnern Qosay Sadam Khalaf 28.07.2001 – 06.03.2021