Zum 31. Jahrestag der sogenannten Wiedervereinigung werfen wir einen Blick auf das Verbrechen „Deutsche Einheit“ und die Notwendigkeit deutschlandfeindlicher Politik.
Die Wiedervereinigung löste 1990 eine erdrutschartige nationalistische Aufbruchsstimmung bei den Deutschen aus.
„[D]ieser Sprung vom Gebremsten und Verdrucksten zum Lauten und Hemmungslosen, dieses Übermaß an Fahnen, Alkohol und Nationalhymnengesängen -, war angsteinflößend. Es war die Ankündigung der Untat, das brutale Hinwegrollen über alle, die Vorbehalte hatten, sich nicht einreihen mochten.“ [1]
Seither wird bei den Jubiläumsreden mit bedrohlicher Genugtuung die Kür der Einheit glorifiziert und der Sieg der entfesselten Marktwirtschaft über den Realsozialismus gefeiert. Man sult sich nur allzu gern im guten Gefühl, die Geschichte hätte Deutschland Recht gegeben. Doch die Wiedervereinigung bedeutete für die BRD vor allem, einen verhängnisvollen Schlussstrich ziehen zu können. Mit der Rückgewinnung der Souveränität, der Ausweitung des Staatsgebiets und der Rückkehr zur nationalen „Normalität“, wurde der Holocaust von den Deutschen ad acta gelegt – die Strafe schien abgesessen und das Volk rehabilitiert.
Neue Mythen – Alte Werte
Dass die Wiedervereinigung bis heute als kollektiver Persilschein fungiert, schlägt sich im neuen Gründungsmythos der BRD, der „friedlichen Revolution“ nieder. Es kann niemanden wundern, dass autoritäre Parteien und faschistische Straßenbewegungen sich allzu gern als Nachfolger*innen der Montagsdemonstrationen mit ihren „Wir sind das Volk“-Rufen inszenieren. Die Parole „Es wächst zusammen, was zusammen gehört“ war die konsequente Fortführung der Bildsprache vom Volkskörper.[1]
Mit der Erhebung der Erzählung des wehrhaften deutschen Volkes gegen den Unrechtsstaat DDR zur völkischen Identität wird heute jedweder Nationalismus verharmlost und die deutsche Progromstimmung zum „Demokratischen Widerstand“ verklärt. Die „friedliche Revolution“ wird gern als Beispiel dafür aufgeführt, dass Nationalismus eine berechtigte und friedfertige Sache sei. Dass das eine dreckige Lüge ist, bewies sich schon 1992 in den rassistischen Anschlägen auf Asylsuchende in Rostock-Lichtenhagen und diese grausame Beweisführung setzt sich seitdem fort. Brennende Geflüchtetenheime, antisemitische oder rassistische Anschläge und Übergriffe sind nach wie vor klassischer Ausdruck national bewegter Deutscher.
Alte Werte – Neue Schule
Unter anderem mit der neuen Mythenbildung haben es sich die Deutschen erlaubt, sich als geläutertes und reintegriertes Volk zu betrachten. Aus diesem Unsinn musste der Größenwahn folgen, man sei ein internationales Vorbild in der kritischen Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit. Dieser Selbstbetrug verwirklicht sich unter anderem im hegemonialen außenpolitischen Auftreten oder der schamlosen Forderung nach einem neuen Aufleben einer sogenannten deutschen Leitkultur. Aber auch vielen selbsternannten Linken widerstrebt es, sich gegen die Täternation aufzulehnen. All dies ist Ausdruck der unveränderten Überzeugung, für das schlimmste Verbrechen der Menschheit keine Konsequenzen tragen zu müssen; eine fortschreitende Entwicklung, die von radikalen Linken durchbrochen werden muss!
Keine halben Sachen – Es geht ums Ganze!
Der allseits beliebte Spruch, man sei nicht Schuld an der Vergangenheit, aber dafür verantwortlich, dass sie sich nicht wiederhole, ist eine leere Phrase, wenn Deutschland im Widerspruch dazu bejaht wird. Sie leistet dem Prozess Vorbschub, sich mit deutsch-patriotischen Gefühlen zu versöhnen und die notwendige Fundamentalopposition zugunsten zeitweiliger politischer Emanzipation gar nicht erst in Betracht zu ziehen. Die „Aufarbeitung“ der Vergangenheit war hierzulande schon immer die latente Verharmlosung derselben und dies zeichnet sich nicht zuletzt darin ab, dass Deutschland längst nicht mehr in Frage gestellt wird.
Für uns steht fest, dass die Forderung, dass Auschwitz nie wieder sei, mit aller Vehemenz verfolgt werden muss. Das beinhaltet, gegenüber Apologet*innen der deutschen Nation keine Eingeständnisse zu machen und für die Aufhebung des Ganzen zu streiten. Wir treten ein für ein Ende der Nation und für eine konsequente Bekämpfung jedweden Nationalismus.
31 Jahre Wiedervereinigung heißt 31 Jahre Scheisze!
Wir sagen: „Keine Versöhnung mit Deutschland! – Es geht ums Ganze!“
[1] Thomas Ebermann, 30 Jahre sind genug!, Konkret 10/20